Torffrei Gärtnern

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Seit unserem Einzug von vor etwa drei Jahren sind wir dabei, unseren sandigen Boden aufzubauen und ihn zu einem fruchtbaren Gartenboden umzuwandeln. Wie viele von euch, mussten auch wir uns im Laufe dieses Gartenjahres mit noch weniger Niederschlag, Trockenheit und Hitze auseinandersetzen. Die Kombination aus unserem anfänglich sehr sandigen Gartenboden, der Wasser und Nährstoffe kaum hielt und den aktuellen Wetterbedingungen, ließ uns in der Vergangenheit unterschiedliche Herangehensweisen ausprobieren.

Eine vermeintlich gute aber kurzfristige Möglichkeit, um gesunde Pflanzen und eine reiche Ernte rasch zu erzielen, ist statt den Gartenboden langfristig aufzubauen, u.a. direkt torfhaltige Erden zu verwenden. Torf ist Bestandteil von vielen konventionellen und Bio-Erden. Er hat die Fähigkeit, Wasser und Nähstoffe besonders gut speichern zu können und ermöglicht darüber hinaus eine sehr einfache Beeinflussung des pH-Werts. Das bietet eine sehr gute Basis für verschiedene Erden.

Torf entsteht in Mooren aus unvollständig zersetzten Pflanzenteilen. Diese Pflanzenteile binden Kohlenstoff. Ein hoher Wasserstand in den Mooren verhindert, dass sich der in den Pflanzenteilen gebundener Kohlenstoff mit Sauerstoff aus der Umgebung zu Kohlenstoffdioxid verbindet und so freigesetzt wird. Etwa drei Prozent der Landfläche der Erde sind Moorböden. Diese Gebiete speichern weltweit mehr Kohlenstoff, als sämtliche Wälder auf der Welt zusammen.

Damit Torf Bestandteil von Erden sein kann, muss er jedoch aus den Mooren abgebaut werden. Dafür werden die Moorböden entwässert. Durch die Entwässerung und den Abbau werden die im Torf gespeicherten Schadstoffe als Kohlendioxid innerhalb besonders kurzer Zeit wieder in die Umwelt abgegeben. Die Verwendung von torfbasierten Erden und die damit einhergehende Zerstörung des Ökosystems Moor trägt zur Erderwärmung bei.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) ist Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Zum Schutz der Moore hat das BMEL gemeinsam mit seinen Forschungseinrichtungen ein Maßnahmenkonzept entwickelt, um die Verwendung von Torf im Erwerbsgartenbau bis 2030 weitgehend zu reduzieren. Im Hobbybereich soll der Einsatz von Torf bis 2026 beendet werden. Hier bekommt Ihr weitere Informationen, nützliche Praxistipps und Zugriff auf die Produkt-Datenbank torfreier Substrate.

Die logische Konsequenz zur Alternative zu torfhaltigen Erden ist für uns weiterhin im Kreislauf der Natur zu wirtschaften. Wir versuchen durch verschiedene Methoden, unseren Boden zu einem gesunden und widerstandsfähigen Gartenboden aufzubauen. Die Idee dabei ist, dass alles, was vergeht die Grundlage für neues Leben schafft. 

Die Zusammensetzung des Gartenbodens kann grob zwischen Sandboden (leichter Boden), Lehmboden (schwerer Boden) und Lehm-Sandboden (mittelschwerer Boden) unterschieden werden. Unser Ziel geht in Richtung eines Lehm-Sandbodens.

Sandboden rieselt durch die Finger. Er lässt sich somit sehr leicht bearbeiten und durchwurzeln, ist sehr wasserdurchlässig und trocknet und friert leicht aus. Er kann jedoch weder Wasser noch Nährstoffe gut halten. Die Struktur des Sandbodens kann durch die Zugabe von organischem Dünger, Tonmineralmehl und Mulchmaterial verbessert werden. Die Kombination aus Tonmineralmehl und organischem Dünger ist besonders ideal für den Bodenaufbau. Durch die Hilfe von Regenwürmern und Mikroorganismen entsteht ein Ton-Humus-Komplex, der die Eigenschaften des Sandbodens deutlich verbessert und uns näher zu unserem gewünschten Lehm-Sandboden bringt.

Ein Dünger ist organisch, wenn sich die Teile zersetzt haben bzw. die Nährstoffe in organischen Verbindungen enthalten sind. Wie zum Beispiel zersetzte Eierschalen oder Gemüseabfälle im Kompost. Auch die zersetzten Teile von Kuh-oder Pferdemist oder Hornspäne sind ein organischer Dünger. Im Unterschied zum mineralischen Dünger (künstlich hergestellter Dünger) können die Pflanzen die Nährstoffe erst durch die Zersetzung durch Mikroorganismen aufnehmen.  

Lehmboden speichert viel und gut Wasser. Der Boden ist sehr schwer und dicht, wodurch eine Durchwurzelung und Belüftung erschwert wird und Staunässe entstehen kann. Die Bodenstruktur kann durch die Zugabe u.a. von Sand und organischem Dünger, wie Kompost verbessert werden. Der Sand sorgt für eine bessere Durchlüftung. Das überschüssige Wasser kann so besser in tiefere Bodenschichten abgeleitet werden. Der Kompost reichert den Boden mit Nährstoffen an und bildet durch die Hilfe von Regenwürmern und den im Lehmboden enthaltenen Ton, ein Ton-Humus-Komplex, der den Boden u.a. krümeliger und fruchtbarer macht.

Der Lehm-Sandboden ist eine Mischung aus u.a. Ton und Sand. Ihr erkennt ihn daran, dass Ihr ihn zu einer Kugel formen könnt und sie anschließend wieder zerfällt. Dieser Boden bietet für die allermeisten Pflanzen ideale Wachstumsbedingungen, da die Struktur krümelig ist und sich leicht bearbeiten lässt aber auch die Fähigkeit besitzt, Wasser und Nährstoffe zu speichern und sie wieder an die Pflanzen abzugeben.

Mit Hilfe einer Bodenanalyse (mittels Schnelltest) kann darüber hinaus der Nährstoffgehalt aber vor allem der pH-Wert des Gartenbodens ermittelt werden. Die meisten Pflanzen bevorzugen einen pH-Wert zwischen 6 und 7. Um den pH-Wert zu senken, kann je nach pH-Wert zunächst in geringen Mengen kompostiertes Eichenlaub eingearbeitet oder eine Mulchschicht aus Nadelgehölz aufgebracht werden. Durch die Zugabe von Kalk oder Holzasche erhöhen wir wiederrum den pH-Wert. Wir verwenden nur selten Holzasche, da sich der Schwermetallgehalt in der Asche nur schwer abschätzen lässt.

Die Grundlage in unserem gesamten Garten ist ein hoher Gehalt an organischer Substanz für den Aufbau im und auf dem Boden. Dafür arbeiten wir im Herbst und darauffolgenden frühen Frühjahr auf freien und freigewordenen Beetflächen unseren Gartendünger ein. Er besteht aus einer Kombination unseres Komposts, Hühnermist und Tierdung, Kalk, teilweise Hornspänen und Tonmineralmehl. Unseren Kompost stellen wir aus zersetzten Pflanzenresten und Hühnermist mit Stroh her. Hühnermist ist reich an Stickstoff – Stroh sorgt fürs Volumen und die Belüftung. Den Tierdung erhalten wir von Freunden. Er sorgt (abgestanden) für eine längere Düngerwirkung.

Obst und Gemüse entnehmen dem Boden unterschiedlich viele Nährstoffe. Deshalb achten wir beim Anbau auf einen Wechsel von Pflanzen in ein und demselben Beet, damit der Boden nicht auslaugt, fruchtbar und gesund bleibt und eine Verbreitung von Schädlingen und Krankheiten vermieden wird.

Auf freien und abgeernteten Flächen säen wir Gründünger. Das sind bestimmte Pflanzen, die angebaut werden, um den Boden zu nähren und die Bodenqualität zu verbessern. Sie begrünen und durchwurzeln (lockern) den Boden, schützen damit vor Austrocknung, liefern Dünger für den Boden in Form von Grünmasse oder durch den von den Pflanzen gesammelten Stickstoff, der durch die Knölchenbakterien in die Erde abgeben wird. Das sind zum Beispiel blaue Süßlupinen. Sonnenblumen vertreiben außerdem Nematoden, in dem sie für eine Umgebung sorgen, in denen Nematoden keine Nahrung finden.

Darüber hinaus versuchen wir den Boden möglichst jederzeit zu bedecken, durch z.B. mulchen oder dichter pflanzen. Das schützt vor Austrocknung, dämmt Unkrautwuchs ein und spart jede Menge Wasser. 

Den Boden bearbeiten wir nach Möglichkeit nur mit Handgeräten, damit das Bodenleben möglichst wenig gestört wird, weiterhin gut belüftet ist und Wasser gut aufgenommen werden kann.

Insgesamt versuchen wir unseren Gartenboden nachhaltig aufzubauen und zu nähren. Denn gesunde Böden liefern nicht nur die Basis für volle Erntekörbe mit Gemüse, Blumen oder Obst; sie sind ein wichtiger Faktor für den Klimaschutz. Intakte Moore sind für unser Klima wie beschrieben unverzichtbar, als wichtiger Kohlenstoffspeicher und zudem ein überaus wichtiger Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten.

Neben der eigenen Herstellung von Kompost, als eine mögliche Alternative zu torfhaltigen Erden, können wir, beim Kauf von zusätzlicher Erde für bspw. die Anzucht, durch den Verzicht von Torf in den Spezialerden, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dafür müssen wir nur bei der Wahl der Pflanzerde genauer hinsehen und auf torfhaltige Produkte verzichten. Torffreie Erden sind in Gartenfachmärkten, Baumärkten, in Gärtnereien sowie online verfügbar. Das Angebot wächst stetig und es gibt Alternativen für nahezu jede Pflanzenart. Eine herstellerübergreifende Auswahl mit über 250 Produkten enthält etwa eine Datenbank, die unter www.torffrei.info zu finden ist. Hier gibt es zudem zahlreiche Tipps für das erfolgreiche Gärtnern mit torffreier Erde.

Erzählt liebend gerne eure persönliche Herangehensweise, euren Gartenboden aufzubauen. Bearbeitet Ihr den Boden im Herbst oder Frühling oder baut Ihr ausschließlich mit Mulchmaterial auf? Ich bin sehr gespannt!

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